9 Tipps für die besten Ergebnisse mit Sweatstoffen

by Dez 17, 2021Stoffe3 comments

Winterzeit ist Sweaterzeit

Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, manchen wir es uns drinnen um so gemütlicher! Spätestens dann darf ein Stoff nicht fehlen: Sweatstoff! Aber Sweat ist nicht nur etwas für die kuschelige Winterzeit. Denn je nach Herstellungsart eignet sich das Material auch wunderbar für die wärmeren Jahreszeiten. Dabei gibt es eine Vielzahl von Begriffen, die in die Kategorie „Sweat“ fallen. Mit diesem Beitrag möchte ich dir helfen, dir einen Überblick im Begriffsdschungel zu verschaffen. Also los geht’s:

Woher kommt der Name „Sweat“?

Der Name kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „schwitzen“. Ursprünglich stammt der Name „Sweatshirt“ nämlich aus dem Sportbereich und bezeichnete einen Sportpullover. Sweat ist ein sehr beliebtes und vielseitig einsetzbares Material. Es eignet sich für Sport- und Freizeitkleidung, aber auch für Kleider, Cardigans Accessoires und vieles mehr. Sweatshirts mit Kapuze werden auch Hoodie genannt.

Was ist Sweat?

Sweatstoffe sind Stoffe, die nach einem speziellen Strick- bzw. Wirkverfahren hergestellt werden und zählen wie Jersey zu den Maschenwaren. Im Unterschied zu Jersey wird allerdings bei Sweatstoffen ein zusätzlicher Faden auf der Stoffrückseite miteingebunden, der in Schlingen gelegt wird und mitgestrickt wird. Dadurch entsteht ein Stoff mit zwei Seiten: Auf der rechten Seite sind rechte Maschen, auf der linken Seite Fadenschlingen. Durch den zusätzlichen Faden ist Sweat dicker und kompakter als Jersey, allerdings auch weniger elastisch.

Aus welchem Material wird Sweat hergestellt?

Meist bestehen Sweatstoffe aus Baumwolle. Häufig werden der Baumwolle aber auch Kunstfasern beigemischt, um den Stoff langlebiger, pflegeleichter, farb- und formbeständiger zu machen. So erhöht z.B. Elasthan die Formbeständigkeit und die Dehnbarkeit.

Welche Sweatstoffe gibt es?

Abgesehen von der Grammatur (Stoffgewicht in g pro Quadratmeter) unterscheiden sich die Sweatstoffe vor allem dadurch, wie die Stoffrückseite mit den Schlingen behandelt wird.

Dabei kann man zunächst einmal in 3 Kategorien unterscheiden:

  • Die angerauten Sweatstoffe (klassische Sweatstoffe)
  • Die unangerauten (leichteren) Sweatstoffe
  • Die Doubleface-Sweatstoffe

Die klassischen Sweatstoffe

Bild: Sweat angeraut

Beispiele: Sweat angeraut, Wintersweat , Joggingsweat

Der klassische Sweatstoff ist auf der Außenseite schön glatt und hat eine wunderbar weiche angeraute Innenseite.
Dadurch fühlt sich Sweat dicker und kompakter an und ist außerdem wärmender als die unaufgerauten Sweatstoffe.
Die aufgerauten Sweatstoffe eignen sich z.B. für warme Trainingshosen, Sweater, Hoodies, Mützen, Cardigans, Kapuzenjacken.

Die leichteren Sweatstoffe

French Terry mit rechter Warenseite (rechte Maschen) und linker Warenseite (Schlingen)
Bild: French Terry

Beispiele: Sommersweat, French Terry, Winterjersey

Bei den leichteren bzw. unaufgerauten Sweatstoffen verzichtet man auf das Anrauen bzw. Auftrennen der Schlingen auf der linken Stoffseite. Dadurch hat das Material deutlich weniger Volumen. Es fühlt sich leichter an und ist weniger wärmend. Sommersweat ist dünner und elastischer als der klassische Sweat und eignet sich z.B. besonders gut für Oberteile, Hosen und auch Kleider.

Die Doubleface-Sweatstoffe

Bild: Kuschelsweat

Beispiele: Alpenfleece, Kuschelsweat

Bei dieser Kategorie handelt es sich im Grunde um eine Kombination aus zwei Stoffen; zwei in eins sozusagen, z.B. Sweat in Kombination mit Fleece oder Teddyplüsch. So besteht Alpenfleece z.B. auf der Außenseite aus klassischem Sweat und innen aus kuscheligem Fleecestoff (synthetische Materialien). Fleece ist ein gewirkter Stoff mit einer kuscheligen, aufgerauten Oberfläche, der meist aus synthetischen Fasern hergestellt wird. Mittlerweile gibt es Fleece aber auch in anderen Qualitäten wie Baumwolle, Wolle oder verschiedenen Fasermischungen. Die Fleeceseite des Alpenfleece oder Kuschelsweat ist dabei besonders dick und kuschelig durch besonders lange Fasern. Stoffe aus dieser Kategorie eignen sich besonders für z.B. Kuscheldecken, Winterbekleidung und -accessoires wie warme Mützen und Schals, warme Pullover.

Worauf du bei der Verarbeitung von Sweat achten solltest

Für die Verarbeitung von Sweatwaren gelten im Grunde die gleiche Regeln wie bei Jersey:

1) Stoff vor der Verarbeitung waschen

Abgesehen davon, dass durch das vorherige Waschen Farbrückstände und chemische Zusätze zumindest zum Teil schon einmal rausgewaschen werden, wird so auch ein späteres Einlaufen verhindert. Dies kann nämlich gerade bei Naturmaterialien wie Baumwolle der Fall sein. Zu schade, wenn das neue Lieblingsstück nach der ersten Wäsche bereits zu kurz oder zu eng ist!

2) Elastische Nähte

Da das Material dehnbar ist, sollten auch die Nähte elastisch verarbeitet werden. Das ist wichtig, da ansonsten nicht nur die Naht, sondern auch der Stoff reißen können. Dafür hast du verschiedene Möglichkeiten:

Overlocknaht

Wenn du eine Overlock besitzt, kannst du die Nähte elastisch zusammennähen und gleichzeitig auch noch versäubern. Eine sehr schnelle und saubere Sache!

Kettenstichnaht

Kettenstich

Hast du eine Covermaschine oder Coverlock, so kannst du die Nähte mit einem Kettenstich zusammennähen.

Der Kettenstich sieht auf der rechten Seite aus wie ein Doppelsteppstich. Auf der Unterseite bildet der Stich aber Schlaufen, die dem Stich seine Elastizität verleihen. Dafür arbeitet die Covermaschine mit drei Fäden.

Aber auch ohne Spezialmaschine kannst du Jersey oder Sweat verarbeiten:

Jerseystiche / Overlockstiche

Einige Nähmaschinen bieten mittlerweile Jerseystiche oder sogar Overlockstiche. Bei letzteren können dann die Stofflagen wie bei einer Overlockmaschine zusammengenäht und gleichzeitig versäubert werden. Optisch kommt diese Naht der Overlock sehr nah. Allerdings wird hier nur mit zwei anstatt mit drei oder vier Fäden wie bei der Overlock genäht.

Jersey- bzw. Overlockstiche (rot) bei der Nähmaschine
Overlockstich bei der Nähmaschine

Zickzackstich

Hat deine Nähmaschinen keine oben genannten elastischen Stiche , kannst du die Nähte auch ganz einfach mit einem Zickzackstich schließen. Dafür lässt du die Stichlänge normal eingestellt, reduzierst aber die Stichbreite (auf 0,5 bis 1,5 – vorher unbedingt ausprobieren!)

Mein Tipp

Wenn im Lieferumfang deiner Nähmaschine ein Blindstichfuß enthalten ist, kannst du auch diesen für das Versäubern mit der Nähmaschine nutzen. Dadurch hast du gleich eine Führungskante für die Schnittkante der Stofflagen und es arbeitet sich noch leichter!

3) Ohne Ziehen und Dehnen

Beim Nähen solltest du darauf achten, dass du den Stoff nicht ziehst, damit deine Nähte nachher nicht ausgedehnt sind.
Für dehnbare Materialien ist daher ein Obertransportfuß sehr hilfreich!
Das ist ein Füßchen, das von oben runtergeklappt werden kann und hinter dem eigentlichen Nähfuß arbeitet. Er unterstützt damit quasi den Transporteur deiner Nähmaschine, der in der Stichplatte eingelassen ist. So werden die Stofflagen von oben und unten synchron gegriffen und in kleinen Schritten weitergeschoben, ohne dabei gedehnt oder gezogen zu werden.

Bild: Obertransport oben („ausgeschaltet“)

Bild: Obertransport unten („eingeschaltet“)

4) Reihenfolge beachten

Wenn du die Nähte nicht gleichzeitig nähst und versäuberst, solltest du immer erst die Nähte schließen und anschließend versäubern. Ansonsten kann es dir passieren, dass sich die Kanten ausdehnen und wellen und die Schnitteile nicht mehr gut aufeinanderpassen.

5) Jerseynadel verwenden

Eine Jerseynadel hat eine abgerundete, kugelförmige Spitze. Dadurch werden beim Nähen die Fäden nicht durchstochen sondern quasi „zur Seite geschoben“ und es können keine Laufmaschen entstehen. Jerseynadeln gibt es in den Stärken 70-90. Dabei gilt: Je dünner das Material, umso niedriger sollte die Nadelstärke gewählt werden.

6) Nähen im Stoff beginnen

Damit dein Stoff nicht direkt von der Stichplatte gefressen wird (was vor allem bei dünneren Materialien schnell passiert), solltest du etwas von der Schnittkante entfernt mit dem Nähen beginnen. Starte von hier dann mit ein paar Vor- und Rückwärtsstichen. So wird der Stoff nicht so leicht in die Stichplatte gezogen.

7) Dehnbare Säume

Wie alle anderen Nähte müssen auch die Säume elastisch verarbeitet werden. Besitzt du einen Coverstich bzw. Coverlockmaschine, kann du so deinen elastischen Saum nähen (meist mit zwei, geht aber auch mit drei Nadelfäden). Ansonsten kannst du für das Säumen aber auch aber auch eine Zwillingsnadel bei deiner Nähmaschine verwenden. Mit der Zwillingsnadel kommt die Saumnaht sehr nah an die Coverstichnaht heran. Auch hier sind auf der rechten Stoffseite zwei parallel laufende Steppstichlinien zu sehen. Der Unterschied ist der Unterfaden. Dieser ist im hier Zickzack gelegt und nicht wie bei der Covermaschine in Schlingen. Durch den im Zickzack gelegten Unterfaden bleibt aber auch auch die Zwillingsnaht elastisch, wenn auch nicht ganz so elastisch wie beim Coverstich.

Bild: Elastischer Saum mit der Zwillingsnadel
Bild: Im Vergleich: Zwillingsnaht mit Nähmaschine (links)
Coverstichnaht mit Covermaschine (rechts)

8) Nähfußdruck verringern

Wenn deine Nähmaschine diese Funktion hat, kann es manchmal hilfreich sein, den Druck des Nähfüßchens auf den Stoff zu verringern, wenn der Stoff zu stark gedehnt wird. Bei den meisten modernen Nähmaschinen ist dies aber nicht nötig.

9) Versäubern: Ja oder nein?

Das Versäubern einer Schnittkante soll verhindern, dass ein Stoff ausfranst. Dies ist vor allem bei Geweben der Fall, da beim Zuschneiden die Fadenenden an den Schnittkanten herausstehen. Anders als bei gewebten Stoffen laufen die Fäden bei Strick- oder Wirkwaren wie Jersey oder Sweat aber nicht von oben nach unten (Kette) und von links nach rechts (Schuss). Daher fransen Wirk- und Strickwaren an den Schnittkanten nicht aus und müssen auch nicht unbedingt versäubert werden. Im Gegenteil: Manchmal werden die unversäuberten Schnittkanten auch bewusst als Designelement eingesetzt, wie z.B. bei Ausschnittkanten, aufgesetzten Patches etc.. Für die Innennähte empfehle ich dir das Versäubern der Innennähte (wenn du eine Overlock hast) trotzdem. Es lässt dein Teil nämlich gleich noch sauberer und damit professioneller aussehen. 😉

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Beitrag helfen, einen besseren Überblick über das beliebte Material und die Verarbeitung von Sweat zu bekommen und wünsche dir jetzt ganz viel Spaß beim Selbst-Ausprobieren.

Ich bin gespannt, was du zauberst! Erzähl es mir gerne in den Kommentaren! Ich freue mich über dein Feedback.

Liebe Grüße,
deine Birgit

Die Auszeit näh‘ ich mir!

3 Comments

  1. Julia

    Danke für die ausführliche Übersicht und die guten Tipps! 🙂

    Reply
    • Birgit

      Liebe Julia, das freut mich! Sehr gerne! Wünsche dir viel Spaß beim Nähen!

      Reply
  2. Marlon Weber

    Ich möchte dieses Jahr anfangen zu nähen. Dabei war es echt hilfreich zu lesen, dass elastische Nähte sehr wichtig sind, damit der Stoff belastbar ist. Ich werde nach weiterem Näh-Zubehör im Internet suchen.

    Reply

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